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SPECIAL Hedda, Quinn, Susi und Odette machen sich Hoffnungen. Im Galopp kommen die vier Schafe auf Geraldine Schüle zugerannt. Immerhin ist möglich, dass ein wenig Futter extra abfällt. Tut es aber nicht. Die 28-Jährige will ihnen hier auf der Weide hinter ihrem Zuhause nur die Wassereimer neu auffüllen. Und außerdem gibt es ein paar Streicheleinheiten durch die schon ziemlich dichte und ölige Wolle. „Die muss natürlich gewaschen werden, bevor ich sie spinne, sonst könnte ich sie gar nicht verarbeiten“, erklärt die junge Mutter. Was dann von einer Freundin aus der Wolle gemacht wird, kann man an ihrem acht Monate alten Sohn Oskar bewundern, der von Kopf bis Fuß in Strick gekleidet ist. Inklusive der Schuhe, an denen Hedda jetzt so interessiert schnüffelt, als hätte sie eine Ahnung, wer hier der Materiallieferant war. Schafwolle, Hühnereier, Gartenkräuter: Die Familie im Zirkuswagen setzt auf Selbstversorgung. Die Sonne scheint, in Sichtweite plätschert ein kleines Flüsschen. Im Hühnerstall gackern gleich drei Hähne um die Aufmerksamkeit von ein paar Hennen und im Gemüsegarten strecken sich unter anderem wilder Giersch, Salbei, Ringelblume, Feldsalat, Borretsch und Zucchini in Richtung Sonne. Es ist Landidylle pur. Mittendrin thront der Zirkuswagen, in dem Geraldine Schüle mit ihrem Partner Patrick, dem gemeinsamen Sohn Oskar und dem Border-Collie-Mischling Ole auf 21 Quadratmetern lebt. In Sichtweite des Mehrgenerationenhofes von Patricks Eltern. Sich auf wenig Raum einzurichten ist keine neue Erfahrung für Geraldine Schüle, die hier ganz in der Nähe geboren wurde. Schon als Kind reist sie mit ihrer Schwester Magdalena und ihren Eltern in einem Wohnwagengespann quer durch Deutschland zu Märkten und Messen. „Meine Mutter arbeitete als Handleserin, mein Vater verkaufte Holzspielzeug und selbst gestaltete Kinderbücher.“ Die beiden Schwestern üben früh selbst kleine Artistik-Nummern ein, die sie vorführen. Geraldine ist Seiltänzerin, Jongleurin und wie ihr Vater liebt sie schon damals vor allem die Clownerie. Für sie eine Grundhaltung dem Leben gegenüber, ein vorbehaltloses „Ja“ zu allem, was es einem bietet. Zu Neugier, Offenheit, Freiheit, Veränderung. Und die Bereitschaft, selbst, wenn man mal stolpert, weiterzumachen. Fähigkeiten, die sie auf ihren Reisen mehrfach unter Beweis stellt. Sie war als Journalistin in Nahost, als Zirkustrainerin in Palästina oder als Dokumentarfilmerin in Indien. Und dann wieder ein neuer Aufbruch: Mutter zu werden und in einem Zirkuswagen auf dem Land zu leben. > Entspanntes Schmusen – Geraldine Schüle ist Vegetarierin und nur an der Wolle interessiert. In direkter Nachbarschaft buhlen gleich drei Hähne um Aufmerksamkeit. alverde J u l i 2 0 2 2 99
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