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HIRSCHHAUSENS KOLUMNE Liebe alverde-Lesende, Gedankenexperiment 1: Alle Menschen, die es gerade auf der Erde gibt, passen, wenn wir uns aufrecht nebeneinander stellen, in Berlin. Ja, ich weiß als Berliner, die Stadt ist schon voller Besucher und es wäre so dicht gedrängelt selbst im dritten Sommer der Pandemie ungemütlich. Verblüffend bleibt es, wenn wir uns so eine „Mega-Mega-City“ vorstellen. Aber zum Leben brauchen wir ja nicht nur Stehplätze, sondern auch ein Fleckchen Erde, auf dem etwas Essbares wachsen kann. Deshalb das zweite Gedankenexperiment: Teilen wir doch mal alles Ackerland der Erde fair für alle auf. Wie groß wäre mein Feld? Und was würde darauf wachsen? Und reicht es für eine Currywurst für jeden? Teilt man das weltweit zur Verfügung stehende Ackerland durch alle Menschen auf der Erde, so kann ich für mich rund 2.000 Quadratmeter in Anspruch nehmen. Das ist ein bisschen größer als ein Eishockeyfeld. Würde ich das Feld so beackern, wie es die Menschheit derzeit im Durchschnitt macht, wäre knapp die Hälfte davon mit lediglich vier Pflanzen bebaut: Weizen, Mais, Soja und Reis. Reis ist der Ernährungs-Held auf dem Feld. Er ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der Erde. Der Weizen dient zwar auch meiner Ernährung, aber nur zu zwei Dritteln. Ein großer Teil landet nicht beim Menschen direkt, sondern erst mal in den Nutztieren, die wollen nämlich was abhaben von dem Weizen, Soja und Mais. Konsum einfach nicht aus. Hinzu kommt, dass geschätzt ein Drittel aller Lebensmittel, die wir herstellen, in der Mülltonne landet, zum Teil noch bevor alles den Supermarkt oder eine Fabrik erreicht, zum Teil in unserem Müll daheim. Wie schaffen wir es also trotzdem, unseren Konsum zu bedienen? Brutal gesagt: Indem wir das Feld von anderen verkleinern. Und das ist auf Dauer weder fair noch durchzuhalten, denn die Menge an fruchtbarem Boden schrumpft leider durch die viel zu intensive Nutzung. Wie wäre es mit einer großen Grillparty in Europa aus Solidarität mit den Hungernden der Welt? Kein Witz. Denn am Tag danach wären viele Rinder weg und viel übrig: Viel Weizen und andere Futterpflanzen, die Menschen satt machen können. Wenn rund um die östlichen „Kornkammern“ Krieg und Chaos herrscht, fehlen Weizen, Ölsaaten und Dünger im Süden, von Ägypten bis Bangladesch. Aber unglaubliche 60 Prozent der Getreideernte geht in Europa in die Futtertröge! Ein Teil der Futtermittel noch in den Tank. Und nur 20 Prozent des Getreides werden als Lebensmittel verwendet. Auch rein ökonomisch gibt es derzeit keine günstigere Variante, um dem Hunger von Millionen Menschen vorzubeugen. Und bedeutet, in Europa weniger Fleisch zu essen, einen Verzicht? Ja – auf Herzinfarkt und Schlaganfall. 150.000 frühzeitige Todesfälle pro Jahr könnten allein in Deutschland durch eine pflanzenbasierte Kost vermieden werden, das belegt eine aktuelle Studie der Fachzeitschrift „The Lancet“. Und noch viel mehr Todesfälle durch Hunger weltweit. Echtes Win-win. Und wenn dann noch der Grill mit erneuerbarem Strom läuft, hätten wir mitten in der Krise ein echtes Zukunftsmodell für globale Nahrungssicherheit und Frieden geschaffen. Es gibt derzeit keine günstigere Variante, um dem Hunger von Millionen Menschen vorzubeugen, als den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren. Was würde noch auf meinem persönlichen Feld wachsen? Obst und Gemüse, ausreichend, um den empfohlenen Mindestverzehr zu decken. Dann braucht man noch Pflanzen, aus denen Öl gewonnen wird, außerdem Kartoffeln und anderes Knollengemüse und noch ein paar Nüsse. Und was ist mit den Drogen und Genussmitteln? Meine Tabak-Fläche reicht für zwei bis drei Zigaretten am Tag. Und beim Kaffee kann ich mir nur jeden dritten Tag ein Tässchen gönnen, mehr ist nicht drin. Auch für Konsumgüter muss mein Acker herhalten. Auf meinem persönlichen Feld wächst gerade einmal genug Baumwolle für beispielsweise zwei Jeans, einen Pulli und drei T-Shirts. Im Schnitt kaufen wir aber pro Nase 60 Kleidungsstücke im Jahr. Ihr Eckart v. Hirschhausen Merken Sie etwas? Die 2.000 Quadratmeter, die Ihnen und mir rein rechnerisch zustehen, reichen für unseren westlichen alverde J u l i 2 0 2 2 T V -T IP P Wie die Gesundheit von Menschen, Tieren und Erde zusammenhängt, erklärt Eckart von Hirschhausen auch bei „Wissen vor acht – Erde“ im Ersten. 57
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