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mit ihnen auseinanderzusetzen, ist ihm wichtig. Und auch, dass die Stadtbewohner dabei sind, wenn die bun- ten Kunstwerke das Licht der Welt erblicken, dass der Schaffensprozess von jedem verfolgt werden kann. Al- les andere als elitär: Das soll STADTWAND.KUNST sein. Murals werden die großformatigen Wandbilder ge- nannt. Ihre Ursprünge haben sie im Mexiko der 1920er- Jahre, obwohl es Wandmalereien natürlich schon viel länger gibt. In Indonesien und Borneo wurden mehr als 40.000 Jahre alte Höhlenmalereien entdeckt. Doch in Mexiko eroberten sie unter dem Begriff Muralismo den Stadtraum: Politische Botschaften, leicht verständlich und von bekannten Künstlern umgesetzt, sollten da- mals die Bevölkerung aufklären. Heute sind Murals ein globales Phänomen. Vor allem der Brite Banksy sorg- te dafür, dass Street-Art zum Hype in der Kunstszene wurde. Weltweit zeigen Galerien und Museen die Werke des Künstlers, dessen wahre Identität bis heute ein Ge- heimnis ist. Mit den riesigen, bunten und oft auch sub- versiven Wandbildern von Banksy und Co. ist aus der Graffiti-Kultur eine etablierte Kunstform geworden. Die Mannheimer Murals lassen sich leicht aufeige- ne Faust erkunden. In der Innenstadt, die im quadrati- schen Muster gebaut wurde und deren Straßen schlicht mit Buchstaben und Zahlen benannt sind, kommt man schnell von einem Werk zum nächsten. Und auch in der Neckarstadt-West, auf der anderen Seite des Neckars, finden sich viele Wandbilder nah beieinander und gut zu Fuß zu erreichen. Die Mischung aus regionalen und internationalen Künstlern hält sich dabei die Waage. Bei der Suche nach neuen Flächen arbeiten die Orga- nisatoren mit der Mannheimer Wohnungsbaugesell- schaft GBG zusammen, auch der Oberbürgermeister unterstützt das Projekt. Zudem melden sich immer öfter Privatleute, die ihre Wände für die Street-Art- Künstler zur Verfügung stellen wollen. Unterstützung erhält STADTWAND.KUNST von vielen Seiten - und ist dennoch auf Spenden angewiesen. WERKE WANDELN SICH IMMER WIEDER Wenn Satr eines ihrer Murals sprayt, dann hört sie da- bei über Kopfhörer Musik, meist spanischen Pop. „Das hilft mir, mich zu fokussieren‘, sagt die 27-Jährige. Von ihren Werken fertigt sie zunächst eine Zeichnung an, dann wählt sie die Farben aus, und schon kurz darauf beginnt sie, an der Wand zu sprayen. Satr arbeitet aus- schließlich mit Sprühfarben. Ihre Werke wandeln sich oft noch im Lauf des Prozesses, weichen am Ende von der Ausgangszeichnung ab. Manche Street-Art-Künstler behelfen sich bei ihren Fassadenbildern mit Projektio- nen, die sie bei Nachtlicht auf die Wände werfen, oder teilen die Fläche zu Beginn nach einem Raster auf. Satr braucht solche Hilfsmittel nicht. Ihre ersten Graffiti hat die chinesische Künstlerin 2013 umgesetzt, ihr erstes großes Wandbild drei Jahre 60 später. ‚Wenn man auf einer Wand arbeitet, sind die Möglichkeiten riesig, hat man deutlich mehr Freiheiten‘, schwärmt sie. Die Street-Art-Szene in ihrer Heimat sei noch überschaubar. Auch deshalb sucht Satr den Aus- tausch mit Künstlern in anderen Gegenden der Welt. Dass sie zu STADTWAND.KUNST eingeladen wurde, bedeutet ihr viel. „Hier haben schon so viele bekannte und talentierte Künstler gearbeitet. Dass ich nun auch dazu zähle, ist eine große Ehre.” DAS ZIEL IST EIN EINZIGARTIGER STIL Street-Art ist für die Chinesin wie Kochen: „Je präziser man arbeitet, je feiner man mit den Zutaten umgeht, umso besser gelingt es.“ An den eigenen Techniken im- mer weiter zu feilen, sei das Wichtigste. Wer Street-Art betreibe, lerne niemals aus, meint Satr. Das Ziel dabei sei, einen Stil zu entwickeln, der einzigartig ist und das eigene Werk unverwechselbar mache. Und viel Arbeit ist solch ein Gemälde auch. Des- halb muss Satr nun auch wieder auf die Hebebühne. In drei Tagen soll ihr Kunstwerk auf der Außenwand des Waldhofer Wohnblocks fertig sein. Und auch die nächsten Murals für STADTWAND.KUNST sind bereits in Planung. Das Museum im Stadtraum, unter freiem Himmel, soll weiter wachsen. Bunt genug ist Mannheim noch lange nicht. = STREET-ART FÜRS ZUHAUSE Wer eigene Murals ent- werfen will, sollte sich vor allem erst einmal mit seinem Arbeitsmaterial auseinandersetzen, sagt Satr. Wie verhält sich die Farbe beim Sprayen? Wie kann ich sie einsetzen, um die Bilder und die Ef- fekte zu erzeugen, die ich mir wünsche? Am besten beginnt man auch nicht gleich mit einem groß- formatigen Fassadenbild, sondern fängt kleiner an. Bevor man seine eigene Hauswand mit einem farbenfrohen Gemälde schmückt, empfiehlt sich außerdem eine Nach- frage bei den Behörden: An manchen Orten sind Malereien, die das Ortsbild beeinträchtigen könnten, nicht gestattet. In eigenen Innenhöfen oder auf Garagentoren kann man sich dagegen bedenkenlos austoben. Gearbeitet wird mit Spray- oder Fassaden- farben, einige Künstler kombinieren auch beide Techniken. BAUHAUS
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