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passiert. Noch ist unklar, wie die neuronale Aktivität im Gehirn mit den subjektiven Erlebnissen im Schlaf zusammenhängt. „Wissen- schaftler nennen das den ‚magic factor‘“, so Michael Schredl. Erinnerungsfähigkeit ist individuell Und warum sind die Unterschiede der Traum-Erinnerung am Morgen so groß? Auch tagsüber sei es indi- viduell, woran und an wie viel sich manche Menschen, etwa nach ei- nem Stadtspaziergang, erinnern. Der eine mehr an dieses, der ande- re an jenes, und dem Dritten ist gar nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Schredl: „Die Aussage, Träume sei- en Blitze oder Neuronengewitter im Gehirn, sind völliger Quatsch.“ Na- türlich brauchen wir ein funktionie- rendes Gehirn zum Träumen, aber mehr kann die Physiologie dazu bisher nicht erklären. Vor unseren Träumen brauchen wir uns jedoch nicht zu fürchten, denn Prophezeiungen sind damit keinesfalls verbunden. Vielmehr zeigen sie jene Themen, mit de- nen wir uns tagsüber beschäftigen, manchmal auch in dramatisierter Version. Frauen träumen mehr von Partnerschaft, Familie oder Shop- ping und Männer öfter von Sport und Arbeit. Einfach, weil sie sich im Durchschnitt im Wachzustand mehr damit auseinandersetzen, im Fach- jargon spricht man von der Konti- nuitätshypothese. Vielleicht lösen wir uns also auch bald nachts von Geschlechter-Stereotypen? Was unsere nächtlichen Rollen verraten können Dass sich Frauen häufiger an ihr „Schlafkino” erinnern, liegt übrigens daran, dass sie sich grundsätzlich lieber mit psychologischen Themen wie Träumen beschäftigen, Wissen- schaftler sprechen in diesem Zusam- menhang von Traumsozialisation. Die beginnt bereits im Jugendalter: Mädchen unterhalten sich viel häu- figer mit anderen Mädchen über ihre 18 centaur NOVEMBER_22 LEBEN / SCHLAF & TRÄUME Träume als Jungs das untereinander tun. Michael Schredl warnt davor, nach Freudscher Lesart sexuelle Nei- gungen aus allen Geschichten der Nacht herauszulesen: Dies könne lediglich verunsichern. Neben Se- xualität gebe es auch viele andere Themen. Durch moderne Traumar- beit lässt sich jedoch durchaus etwas lernen. So sei möglicherweise der Traum vom Monster, vor dem man wegläuft, der Hinweis auf ein Ver- meidungsverhalten im Wachzustand, das im Traum emotional dramatisiert dargestellt wird. „Man schaut sich also weniger an, was das Monster be- deutet, sondern was man im Traum erlebt und macht. Wer sich tagsüber damit auseinandersetzt und eine an- dere Strategie wählt - etwa statt weg- zulaufen aktiv zu werden, am besten mit Helfern - schläft künftig besser.“ Licht aus, Klartraum an! Das Schreckgespenst des Albtraums können wir sogar mit eigenen Mit- teln überlisten. Sogenanntes luzi- des Träumen (von lux, Lateinisch für Licht) erfordert zwar Übung, dann jedoch kann es den meisten Menschen gelingen, sich während des Träumens darüber im Klaren zu sein, dass man träumt. Wie das geht? Ein Grundbau- stein der Methode ist das regelmäßi- ge Wiederholen der Frage „Träume ich oder bin ich wach?“ Kann ich diese Frage im Traum damit beant- worten, dass ich träume, hat der Albtraum bald keine Chance mehr. „Ich kann dann sogar fliegen oder ähnlich tolle Dinge“, schmunzelt Michael Schredl, „allerdings ist et- was Übung erforderlich, die Traum- Action zu beeinflussen.“ Sport- ler nutzen diese Methode, ähnlich dem mentalen Training im Wach- zustand, um Bewegungsabläufe zu optimieren. Klarträume gelten als besonders intensiv. Das Gehirn ist in dieser Phase viel besser in der Lage, das Erlebte plastisch darzustellen. Klingt das nicht verheißungsvoll? In diesem Sinne: eine gute Nacht! ® ... ein Glas Milch mit Honig oder ein Zirben- kissen beim Einschlafen hilft? Wem es guttut - warum nicht? Entspannung ist wichtig. Wissenschaftlich erwiesene Erkenntnisse zu diesen Hausmitteln liegen allerdings nicht vor. .. man auch zu lange schlafen kann? Ja, zwei Stunden längeres Dösen als die empfohlenen sechs bis acht Stunden bringen kein Plus an Erholung, sondern das Gegenteil. Man wird wieder müde, weil man den ge- wohnten Rhythmus durch- einandergebracht hat. .. Vollmond den Nachtschlaf stört? Nicht auszuschließen, aber nicht bewiesen. Bisher sprechen die Daten dagegen: Wer nicht weiß, wie der Mond steht, bei dem ist der Schlaf nicht beeinflusst. .. Melatonin Schlaf fördert? Melatonin ist das schwächste der Zeitgeberhormone und gilt als empfehlenswerte Einschlafhilfe für Menschen im höheren Lebensalter.
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