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Welt immer mehr verloren gehen. „Rituale sorgen für Struktur, geben damit Halt und Sicherheit, sind eine Art Rückversicherung. Sie können unsere Psyche beru- higen“, weiß Herzberg. Deshalb seien sie schon in der frühkindlichen Erziehungsphase wichtig: „Was den Alltag einschätzbar macht, nimmt Ängste und trägt zur Stärkung der Persönlichkeit bei.“ Rituale brauchen Raum, um sich zu entwickeln und bestehen oft aus verschiedenen Teilen und Symbolen. Manche wandeln sich mit der Zeit, Elemente können wegfallen oder kommen hinzu. Die Rituale einer Kul- tur, meist mit religiösen oder spirituellen Wurzeln, kön- nen auch in andere Kulturen sickern. Hochzeiten und Trauerfeiern etwa sind sogenannte Übergangsrituale, in denen es um den Wechsel von einer Lebensphase in die nächste geht und die Kulturen auf unterschied- liche Weise zelebrieren. Traditionelle Rituale wurden über Generationen, mitunter über Jahrtausende hinweg überliefert und als Brauchtum verinnerlicht. In unse- rem Kulturkreis etwa sind ein geschmückter Nadel- baum, Geschenke und festliche Musik untrennbar mit Heiligabend verbunden. Dabei entstammt der Christ- baum als Symbol wahrscheinlich heidnischer Tradition, sagen Kulturwissenschaftler: Seine grünen Zweige wa- ren ein Zeichen des Lebens und sollten Wintergeister vertreiben. Ähnlich das Weihnachtsritual, sich unter einem Mistelzweig zu küssen: Seinen Ursprung hat es in den nordischen Göttersagen. Die Mistel galt darin als heilige Pflanze der Liebesgöttin Frigga. Die Eigenart von Ritualen Geistliche wie weltliche Rituale werden oft nach dem Prinzip praktiziert: „Das habe ich/haben wir schon immer so gemacht.“ Der Ursprung des Rituals ist nicht so wichtig, sein Sinn oder Unsinn manchmal ebenso wenig — siehe Weihnachtsbaum. Denn in diesem Fall drängt sich heute zumindest die Frage der Nachhaltig- keit auf: Wie sinnvoll ist es, einen Baum zu kaufen, der nur kurze Zeit in der Wohnung herumsteht und dann in den Müll wandert? Natürlich gibt es auch Menschen, die traditionelle Rituale ablehnen, weil sie sie für sinnfrei und/oder un- zeitgemäß halten. Dazu passt etwa die Königsprokla- mation von Charles III. nach dem Tod der Queen im Sep- tember; es sei ein Ritual, „das einen beim Zuschauen ein paar Jahrhunderte zurückkatapultiert“, kommentierte die „Süddeutsche Zeitung“. Und dennoch: Wer traditio- nellen und geistlichen Ritualen eher kritisch gegenüber- steht, kann weltliche Rituale lieben und zelebrieren, bei- spielsweise, indem er seit langer Zeit und jeden Sonntag mit Freunden den „Tatort“ guckt und dazu obligatorisch Käse- und Schinkenschnittchen serviert. > „Jedes Jahr zur Weihnachtszeit stellen wir kleine bunte Holztürchen draußen und drinnen neben unseren Hauseingang. Die Türen sind für die Wichtel, die bei uns den Adventskalender bringen. Auch wenn unsere Kinder nun schon etwas größer sind, lieben sie dieses Ritual.“ Katrin Rave, Centaur-Redaktion „Da meine beste Freundin den Spitznamen Belli trägt, bekommt sie von mir zu ihrem Geburtstag im März Blumen der Sorte Bellis geschenkt. Das ist inzwischen zu einem kleinen Ritual geworden, auch wenn wir uns trotz größerer Entfernung nicht jedes Jahr sehen können.“ Nina Kieslinger, ROSSMANN- Unternehmenskommunikation DEZEMBER_22 eentaur 17
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