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Aktueller Prospekt Tegut - Gültig von 01.01 bis 28.02 - Seitenzahl 17

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Prospekt Tegut 01.01.2023 - 28.02.2023
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Produkte im Prospekt

N alten stellen, sind seine Romane in der ganzen Wohnung inklusive dem Keller verstreut, denn schließlich lese ich schon seit mindestens 20 Jahren Bücher dieses Autors. Nun also mein Marie-Kondo-Moment: Erst einmal alle Bücher herausholen und im Zimmer verteilen für die gründliche Sichtung, so mein Plan. Nur noch auf Zehenspit- zen kann ich danach über den Boden unseres Wohnzim- mers balancieren, denn jeder Zentimeter ist gepflastert mit einem Buch. Was für ein chaotisches Mosaik, ich muss an quälende 1.000-Teile-Puzzles denken. Vor Überforderung und Bücherstaub juckt esmich am ganzen Körper. Kurz überkommt mich die Lust, nach draußen in den Starkregen zu fliehen, dann siegt meine Disziplin und ich knie mich vorsichtig nieder zum ersten Exemplar - eine Biografie des Künstlers Joseph Beuys. Ein Ziegelstein von einem Buch, wenn ich das ins Tauschregel bei mir in der Nachbarschaft stelle, hätte ich zwar stattliche fünf Zentimeter Platz gewonnen, aber wer würde den Beuys mit nach Hause nehmen? Ich sehe es vor mir, wie die 600 Seiten vom Regen aufgeweicht würden und ihr kostbarer Inhalt nur noch hässliche Pampe wäre. Das kann ich Beuys nicht antun. Und überhaupt, hatte ich nicht damals dieses großartige Seminar über ihn belegt? Wie hieß noch gleich die Dozen- tin? Das Bild des Hörsaals steigt in mir auf, sogar seinen Betongeruch erinnere ich jetzt und leise Wehmut kitzelt mich. Also erst mal zur Seite mit Beuys, der ist der Beginn für meinen Buchstabe-B-Stapel, beschließe ich. Was soll ich sagen? Es ging so weiter: „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“? Das hatte ich doch damals beim ersten Date auch bei W. im Regal entdeckt! Wir scherzten beide: „Das geht ja gut los, wenn wir das gleiche Gespür für Bücher haben.“ Ich vermute, irgendwo in der Wohnung ist noch ein zweites Exemplar, denn W. und ich sind danach zusammen- gekommen und -geblieben. Nun aber: „Moroccan Interiors“, das kann jetzt aber wirklich in die Tonne und schon hätte mein Wohnzimmer ein Kilo abgenommen! Dann aber ragen drei Post-its heraus, ich schaue nach und sehe: Das sind ja die Bilder, nach denen wir damals unsere Küche umgebaut haben. Genau diese Fliesen wollte ich haben - und habe sie nach ewiger Suche tatsächlich bekommen. Was ich an diesem Aufräumsonntag erlebte, war fast so etwas wie Biografiearbeit. Ich schaute mir mein Leben rückwärts an, jedes Cover erzählte von einer anderen Zeit, die Seiten atmeten Geschichte - meine Geschichte. Und ich merkte: Wovon wir uns nicht trennen können, das sind gar nicht die Dinge an sich - seien es nun Bücher, Kleider oder lange gehorteter Krimskrams -, es sind die Erlebnisse, die wir mit ihnen verbinden, die Menschen, an die sie uns erin- nern, und das Ich, das wir früher einmal waren. Vor meinem zweiten Zuhause habe ich kapituliert, es wird weiterwachsen, so wie meine Neugier. Zur Kompensation schufich noch am gleichen Tag ordentlich Platz auf meinem Mobiltelefon, ehrlicherweise mittlerweile mein drittes Zuhause. Ich habe einfach bis auf die Foto- und Bank-App alle 73 Apps gelöscht, zurück auf Null. Es hat keinen Staub aufgewirbelt und war eine Sache von Minuten: Finger draufhalten, auf Minus drücken und weg damit! Eiskalt und effizient. Meine Vergangenheit steht jetzt gut sortiert von Abis Z hinter mir im Regal, die Zukunft hat noch viel freien Speicherplatz. Ich glaube, ich werde diese Methode patentie- ren lassen - unter dem Motto „Entlastet das innere Betriebs- system und frischt das Memoboard erfreulich auf“. . MARKTPLATZ

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N alten stellen, sind seine Romane in der ganzen Wohnung inklusive dem Keller verstreut, denn schließlich lese ich schon seit mindestens 20 Jahren Bücher dieses Autors. Nun also mein Marie-Kondo-Moment: Erst einmal alle Bücher herausholen und im Zimmer verteilen für die gründliche Sichtung, so mein Plan. Nur noch auf Zehenspit- zen kann ich danach über den Boden unseres Wohnzim- mers balancieren, denn jeder Zentimeter ist gepflastert mit einem Buch. Was für ein chaotisches Mosaik, ich muss an quälende 1.000-Teile-Puzzles denken. Vor Überforderung und Bücherstaub juckt esmich am ganzen Körper. Kurz überkommt mich die Lust, nach draußen in den Starkregen zu fliehen, dann siegt meine Disziplin und ich knie mich vorsichtig nieder zum ersten Exemplar - eine Biografie des Künstlers Joseph Beuys. Ein Ziegelstein von einem Buch, wenn ich das ins Tauschregel bei mir in der Nachbarschaft stelle, hätte ich zwar stattliche fünf Zentimeter Platz gewonnen, aber wer würde den Beuys mit nach Hause nehmen? Ich sehe es vor mir, wie die 600 Seiten vom Regen aufgeweicht würden und ihr kostbarer Inhalt nur noch hässliche Pampe wäre. Das kann ich Beuys nicht antun. Und überhaupt, hatte ich nicht damals dieses großartige Seminar über ihn belegt? Wie hieß noch gleich die Dozen- tin? Das Bild des Hörsaals steigt in mir auf, sogar seinen Betongeruch erinnere ich jetzt und leise Wehmut kitzelt mich. Also erst mal zur Seite mit Beuys, der ist der Beginn für meinen Buchstabe-B-Stapel, beschließe ich. Was soll ich sagen? Es ging so weiter: „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“? Das hatte ich doch damals beim ersten Date auch bei W. im Regal entdeckt! Wir scherzten beide: „Das geht ja gut los, wenn wir das gleiche Gespür für Bücher haben.“ Ich vermute, irgendwo in der Wohnung ist noch ein zweites Exemplar, denn W. und ich sind danach zusammen- gekommen und -geblieben. Nun aber: „Moroccan Interiors“, das kann jetzt aber wirklich in die Tonne und schon hätte mein Wohnzimmer ein Kilo abgenommen! Dann aber ragen drei Post-its heraus, ich schaue nach und sehe: Das sind ja die Bilder, nach denen wir damals unsere Küche umgebaut haben. Genau diese Fliesen wollte ich haben - und habe sie nach ewiger Suche tatsächlich bekommen. Was ich an diesem Aufräumsonntag erlebte, war fast so etwas wie Biografiearbeit. Ich schaute mir mein Leben rückwärts an, jedes Cover erzählte von einer anderen Zeit, die Seiten atmeten Geschichte - meine Geschichte. Und ich merkte: Wovon wir uns nicht trennen können, das sind gar nicht die Dinge an sich - seien es nun Bücher, Kleider oder lange gehorteter Krimskrams -, es sind die Erlebnisse, die wir mit ihnen verbinden, die Menschen, an die sie uns erin- nern, und das Ich, das wir früher einmal waren. Vor meinem zweiten Zuhause habe ich kapituliert, es wird weiterwachsen, so wie meine Neugier. Zur Kompensation schufich noch am gleichen Tag ordentlich Platz auf meinem Mobiltelefon, ehrlicherweise mittlerweile mein drittes Zuhause. Ich habe einfach bis auf die Foto- und Bank-App alle 73 Apps gelöscht, zurück auf Null. Es hat keinen Staub aufgewirbelt und war eine Sache von Minuten: Finger draufhalten, auf Minus drücken und weg damit! Eiskalt und effizient. Meine Vergangenheit steht jetzt gut sortiert von Abis Z hinter mir im Regal, die Zukunft hat noch viel freien Speicherplatz. Ich glaube, ich werde diese Methode patentie- ren lassen - unter dem Motto „Entlastet das innere Betriebs- system und frischt das Memoboard erfreulich auf“. . MARKTPLATZ
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