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an einem Hochseilgarten, umgeben von mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshäusern. Auch die Mauergedenk- stätte an der Bernauer Straße ist gleich um die Ecke und voller Touristen. Doch da, wo wir sind, ist nichts los. Und so lauschen wir weiter der Geschichte des wü- tenden Teufels. Manuel hält dabei einen Stängel mit kleinen dottergelben Blüten in den Fingern. Das Jo- hanniskraut, auch Sonnenwendkraut genannt, scheint ein Tausendsassa zu sein: Eine wundheilende, entzün- d h de, aber auch sti Wirkung wird der Pflanze zugesprochen. Die Blüten- blätter, die er zerreibt, färben seine Finger rot - wie das Blut vom Heiligen Johannis, so die Legende, oder eben das Rotöl, das sich aus dem Kraut gewinnen lässt. hellende MIT DER NATUR AUF TUCHFÜHLUNG So viel Gutes dem Johanniskraut auch nachgesagt wird: Seine Anwendung erfordert doch etwas Vorwissen und Vorsicht. Die Wirkung der Antibabypille hebe die Heil- pflanze nämlich auf, ergänzt der Kräuterexperte. Und auch die Sonne sollte man nach einer Anwendung lieber meiden. Denn das Kraut mache die Haut lichtdurchlässi- ger. „Man bekommt also schneller einen Sonnenbrand“, so Manuel. Seine Geschichten und Fakten zum Johan- niskraut sind nicht nur interessant, sie stärken auch unsere Wertschätzung und schaffen eine engere Ver- bindung zur Natur. Mit der gehen wir immer mehr auf Tuchfühlung. Querfeldein spazieren wir durchs Gras, als unser Guide an einem schulterhohen Strauch Halt macht. Eine Hundsrose, erklärt er. Deren Hagebutten seien zwar schon als solche zu erkennen, ihre leuchtend bauhaus.info rote Farbe hätten sie aber noch nicht. Zu früh also, um sie schon zu ernten, sagt Manuel. Die Zubereitung des vitaminreichen Gewächses verrät er uns abertrotzdem schon: aufkochen und durch ein Sieb passieren. Nur ein paar Schritte weiter hält er uns schon die nächste Pflanze samt Wurzel unter die Nase. Woran uns der erdige Geruch erinnert? Genau, Karotte! Es ist eine Wilde Möhre, nicht mal so dick wie ein Bleistift - und weiß. Ja, Möhren sind nicht nur orange, erfahren wir. Schon im gab es weiße, gelbe und rotviolette Sorten. „Ende des 18. Jahrhunderts haben die Hollän- der durch Kreuzung eine orangefarbene Möhrenwur- zel hervorgebracht, die sich mehr und mehr als Mode durchgesetzt hat“, erklärt Manuel. Und ergänzt, dass sich das Grün prima als Pesto oder im Eintopf mache. Weit vorangekommen sind wir noch nicht, selbst dieser auf den ersten Blick unscheinbare grüne Fleck ist für den Wildkräuter-Fan eine echte Fundgrube. Auch die anderen Teilnehmer begutachten nun jede einzelne Pflanze sorgfältig. Unkraut? Gibt es in unseren Augen nicht mehr. Stattdessen sind wir auf Schatzsuche. „Ei- gentlich findet man überall etwas Essbares“, sagt Ma- nuel und hat schon wieder ein paar Stängel zwischen den Fingern. „Auf dem Markt wird das völlig überteuert angeboten, aber eigentlich wächst es überall. Das muss man wirklich nicht kaufen.“ Es ist Beifuß, ein typisches Gänsebratengewürz, toll für herzhafte Eintöpfe, ange- bratene Brotwürfel oder Eistee. Auch zur Herkunft des eigentümlichen Namens weiß er eine Geschichte: „Die Germanen glaubten, man könne ausdauernder laufen, wenn man sich Beifuß ans Bein bindet.“ > Üppige Staude: Die Samenstände des Sauerampfers eignen sich nicht zum Verzehr, seine Blätter dafür umso mehr. Bild links: Zu Beginn jeder Kräuterwanderung lässt Manuel die Teilnehmer Pflan- zen suchen, von denen sie glauben, sie seien essbar 25
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