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FREIZEIT ch traue mich kaum, Luft zu holen, während ich Michelle über die Schulter schaue. Wie in Zeitlupe schiebt die Vergolderin das spa- telförmige Messer unter das hauchdünne Blatt und hebt es, unterstützt durch einen gezielten Atemstoß, in die Luft. Sanft landet es schließlich auf dem Lederkissen in ihrer linken Hand. Pures Gold, acht mal acht Zentimeter. Was jetzt folgt, ist eigentlich nur ein Schritt von vielen, bis Objekte wie Bilderrahmen, Statuen oder ganze Wände magisch funkeln. Dennoch: Das Anschießen, so nennt man das Auflegen des Blattmetalls an die dafür vorge- sehene Stelle, ist der Inbegriff ihrer Arbeit als Vergolde- rin und verlangt viel Fingerspitzengefühl. ww.bauhaus.info In Michelles Atelier glänzt es in allen Ecken. Hier in Berlin-Weißensee, zwischen Mustern und Materialexperimen- ten, arbeitet die Vergolderin an kleineren Objekten Mit dem Anschießer, einem dünnen Pinsel aus dem Haar des sibirischen Eichhörnchens, streicht sie erst über ihre Stirn und nähert sich dann, ganz langsam, dem vor ihr bereitliegenden Blattgold. Das edle Werk- zeug scheint nach dem Hautkontakt statisch aufgela- den und zieht das filigrane Blatt wie magisch an. Es dient als Transportmittel des Edelmetalls, das so fein ist, dass jetzt eine falsche Bewegung oder eben ein un- geplanter Windstoß es unbrauchbar machen würden für die Weiterverarbeitung. „Es ist ein bisschen so wie auf dem Mond“, kom- mentiert Michelle Sachs ihre verlangsamten Bewegun- gen, die tatsächlich denen der Astronauten in den histo- rischen Aufnahmen der ersten Mondlandungähneln. > 29
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