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SOZIALE ZUKUNFTSFÄHIGKEIT „Seit ich lesen kann, ist meine Welt größer Auch Peter Andernach zählte bis vor eini- gen Jahren zu den 6,2 Millionen funk tionalen Analphabeten in Deutschland. a en . Er konnte bis zu seinem 45. Lebensjahr und bunter.“ Diese Formen von An- alphabetismus gibt es: Ilionen-analphabeten-weltweit Menschen, die nie lesen und schreiben gelernt haben. nicht richtig lesen und schreiben. „Ich bin Legastheniker, hatte schon als Kind Prob- leme mit meinem Gehör, deshalb fiel es mir schwer, Buchstaben richtig einzuord- nen“, sagt der 52-Jährige. Seinen Schul- abschluss schaffte er trotzdem. Förderung in der Schule ist wichtig Tatsächlich haben vier von fünf funktiona- len Analphabeten einen Schulabschluss, das zeigt die LEO-Studie „Leben mit gerin- ger Literalität“. Wie kann das sein? „Meist trägt das familiäre Umfeld dazu bei. Kinder, deren Eltern selbst nicht lesen, haben in der Schule Probleme mitzuhalten. Bei Peter Andernach konnte bis zu seinem 45. Lebensjahr nicht richtig lesen und schreiben. nach mit dem ALFA-Mobil des Bundesver- band Alphabetisierung und Grundbildung e.V. durch Deutschland und erzählt seine Geschichte. „Viele Betroffene trauen sich nicht, Hilfe anzunehmen, weil die Scham zu groß ist - Lernbotschafterinnen und Lern- botschafter wie Peter Andemach sind für unsere Arbeit wichtig“, sagt Nicole Pöppel. Hilfsangebote bekannt machen Die aktuellen Entwicklungen lassen positiv in die Zukunft blicken: Studien zeigen, dass insgesamt weniger Menschen von funktio- nalem Analphabetismus betroffen sind als noch vor einigen Jahren. 2011 ermittelte 2. Sekundärer Analphabetismus Menschen, die in der Schulzeit lesen und schreiben konnten, es aber wieder verlernten. zu großen Klassen fehlt den Lehrkräften oft die Zeit für individuelle Förderung“, sagt Nicole Pöppel vom Bundesverband ‚Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Menschen, die lesen, aber nicht Die Folge: Die Kinder werden nie sicher im Umgang mit dem geschriebenen Wort, schaffen es oftmals aber, die Defizite über die mündliche Leistung auszugleichen. „Nach der Schule finden sie Strategien, um Situationen, in denen sie lesen oder schrei- ben müssen, zu vermeiden. Mit der Zeit gehen die Kenntnisse gänzlich verloren.“ Analphabetismus enttabuisieren die Uni Hamburg in einer Studie rund 75 Millionen Analphabeten in Deutschland, in 2019 waren es noch 6,2 Millionen. „Wir sehen auch, dass das bundesweite Hilfsan- gebot wächst, doch es gibt immer noch viel zu tun - gerade im ländlichen Raum“, so Nicole Pöppel. Mit dem ALFA-Mobil setzt sich ihr Verein dafür ein, die Ange- bote auch bundesweit bekannt zu machen und - das Wichtigste - Betroffenen Mut Analphabetismus Menschen können Wörter und einfache Sätze lesen und schreiben, haben jedoch Mühe, zusammenhängende Texte zu lesen und zu verstehen. zu machen, Hilfe anzunehmen. „Ich bereue es, dass ich mich nicht früher getraut habe. Seit ich lesen kann, ist meine Welt größer und bunter“, freut sich Peter Andernach. Peter Andernach arbeitete nach seinem Schulabschluss 25 Jahre lang als Lage- rist in einer Hutfabrik. Dort war er für die Lagerhaltung von 4.000 Artikeln zustän- ildung und Forschung: www.mein-schlüssel-zur-welt.de/de/helfen/zahlen-und-fakten/zahlen-und-fakten; Studie der Universität Hamburg: LEO er Literalität; Deutsche UNESCO-Kommission: unesco.de/bildung/bildungsagenda-2030/noch-immer-mindestens-750- 8 € 1 5 5 ö & 2 5 @ 2 3 & = E 2 = ® R dig. „Die 4.000 vier- bis sechsstelligen Nummern lernte ich auswendig, um nicht aufzufallen.“ Auch im Alltag schränkten ihn die fehlenden Lese- und Schreib- kenntnisse ein. Mit dem Zug verreiste er grundsätzlich nicht, weil er den Fahrplan nicht lesen konnte. Im Restaurant bestellte er immer das gleiche Essen. Die Angst, bloßgestellt zu werden, war zu groß. Als sein Arbeitgeber in Konkurs ging, nahm Peter Andernachs Leben eine Wendung. Er machte einen Deutschkurs an der Volks- hochschule und konnte nach vier Jahren endlich lesen. Heute tourt Peter Ander- alverde November 2022 Sie kennen jemanden, der Probleme beim Lesen und Schreiben hat? Über das ALFA-Tele- fon (0800-53 33 44 55) können Betroffene sich anonym melden und erhalten dort Informatio- nen über mögliche Lernangebote in ihrer Nähe a dbildung e.V WEB-TIPP Mehr Informationen zu Unterstützung und Lern- angeboten gibt es unter alphabetisierung.de 23
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