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So ein Schuljahr im Schloss ist kein Schnäppchen: 45.000 Euro kostet es etwa pro Person, das entspricht dem durchschnittlichen Jahresbruttolohn eines Vollzeitbeschäftigten in Deutsch- land. Ein eigenes Zimmer wie zu Hause hat Madita dort aber nicht. Sie teilt es mit zwei anderen Mädchen und es ist sentliche reduziert: Holzparkett, weiße Wände, ein Fenster zum Schloss garten. Ein Etagenbett, ein Einzelbett, beide aus Holz. Drei schmale Schreib tischarbeitsplätze, über denen Fami lienfotos und Postkarten an der Wand kleben. In den weißen Wandregalen oberhalb: Bücher, Ordner, Stifte, ein paar persönliche Dinge. Das linke Drittel des Kleiderschranks belegt Madita, den Rest ihre zwei Zim- mergenossinnen. „Wir brauchen hier nicht viel“, sagt die 16-Jährige und öffnet ihre Schranktüre. Zu sehen sind die im Internat vorgeschriebenen Kleidungs- stücke: weiße Bluse, weißes Polohemd mit Internats-Logo, blaue Hose, schwar- zer Minirock - nicht kürzer als handbreit über dem Knie - und ein paar Sport- achen. Zu Hause bei den Eltern hat sie einen größeren Kleiderschrank, aber im Internat ist weniger auch manchmal mehr: „Wir müssen morgens nicht lange überlegen, was wir anziehen wollen.“ SPECIAL Madita Knaebel ist bei ihren Eltern und ihren drei Geschwistern in einem großen Haus mit Garten und eigenem Zimmer aufgewachsen. Jetzt zu dritt ein langge- zogenes Zimmer mit 30 aufgeräumten Quadratmetern zu teilen ist für sie aber kein Problem. „Wir können uns tagsüber auch mal alleine ins Zimmer zurückzie- hen, aber hauptsächlich sind wir zum Schlafen hier.“ Die Tage im Internat sind für alle prall gefüllt. Los geht es in der Früh um 6.40 Uhr mit einem Morgenlauf und gemeinsamem Frühstück. Um acht Uhr beginnt der Unterricht in kleinen Klassen zu fünfzehnt. Dann geht es zum Mittagessen. Die Tage im Internat sind strukturiert und prall gefüllt mit außerschulischen Aktivitäten. Die Mittagssonne erhellt die hohe Decke des historischen Sp: als. Hunderte junge Menschen in weißen und schwar- zen Oberteilen stehen um ihre sche, unterhalten sich und warten auf das Zeichen. Endlich ertönt der Gong. Jetzt dürfen sich alle setzen. Jeweils sechs bis acht Schülerinnen und Schüler pro Tisch lassen sich auf ihren Holzstühlen nieder, bis erneut ein Gong ertönt. Jetzt dürfen je zwei aus jeder Runde das Essen servieren. Heute gibt es Hackfleischsoße mit dicken Bohnen und eine vegetarische Variante mit Gemüse, dazu Reis und gemisch ten Salat. Dann ertönt wieder ein Gong. Die Gespräche verstummen. „Für fünf Minuten essen wir jetzt in Stille“, flüstert Madita. Tatsächlich hält sich der ganze Saal daran bis zum nächsten Gong. Dann füllt sich der Raum wieder mit heiterem Geplauder. Die Schule Schloss Salem wurde 1920 in der ehemaligen Reichsabtei Salem gegründet und gilt heute als größtes und international bekanntestes Internat im deutschsprachigen Raum mit dem Ziel Persönlichkeiten zu bilden. Auf drei Campus verteilt, besuchen insgesamt 600 junge Menschen das Internat, etwa die Hälftestammt aus dem Ausland rund um den Globus. Madita, knapp 1,80 Meter groß, braune lange Haare, weiße Bluse zum schwar- zen Falten-Mini, schwarze Ballerinas, sitzt aufrecht am Tisch zwischen sechs Im Speisesaal, im Schwimmbad und natürlich im Unterricht: Gemeinschaft wird in Salem großgeschrieben. alverde November 2022 89
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