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IN WELCHER WELT WOLLEN WIR LEBEN? Gerechtigkeit für Generationen Der demografische Wan- del, unsere Rente und der Klimawandel - Herausfor- derungen, die mit jedem Jahr drängender werden. Wie unter diesen Umstän- den Generationengerech- tigkeit gelingen kann, darüber diskutieren die Aktivistin Claudia Langer (Generation Stiftung) und der Bundestagsabgeord- nete Jens Teutrine (FDP). alverde: Konflikte zwischen Generatio- nen und unterschiedliche Interessen gab es schon immer. Warum wird heute ver- stärkt über Generationengerechtigkeit diskutiert? Claudia Langer: Die Generation der Babyboomer und die folgende, zu der ich gehöre, haben ein sehr gutes Leben geführt - auf Kosten der Zukunft und, das ist eigentlich das Erschreckende, auf Kosten der eigenen Kinder und Enkel. Das konnten die Boomer wissen, haben es aber in weiten Teilen verdrängt. Diese Generation hat sehr viel genommen und schleicht sich nun relativ locker davon Dass die junge Generation das nicht so witzig findet, das kann ich verstehen Jens Teutrine: In der Vergangenheit wurden Problemfelder häufig einfach auf die Zukunft verschoben. Es wurden gute Gegenwartsentscheidungen getroffen, die für ein oder zwei Legislaturperioden funktio- nieren sollten, aber selten darüber hinaus. Claudia Langer: Ja, wenn zum Beispiel ein wissenschaftlicher Beirat sagt, dass im Jahr 2025 das Rentensystem kollabieren wird, und trotzdem niemand weiter da- rüber redet .. Jens Teutrine: Wir bezuschussen das Rentensystem heute schon mit 100 Mil- liarden Euro Steuergeldern jährlich. Ich gönne jedem seine Rente, aber der Gene- rationenvertrag funktioniert hier nicht mehr. Man kann an vielen Stellschrauben drehen. Ich kenne die öffentliche Debatte, etwa die Forderung, dass Beamte und Selbstständige auch einzahlen sollen. Aber selbst das wird das Umlagesystem nicht retten. Wir brauchten andere Bausteine, wie eine gesetzliche Aktienrente, und wir müssen die private Vorsorge stärken Ich gönne jedem seine Rente, aber der Generationenvertrag funktioniert hier nicht mehr. — Jens Teutrine — Claudia Langer: Ich sehe das Problem eher darin, dass viele finanzstarke Men- schen nicht im Rentensystem sind. Ich bin für andere Einzahlungsmodalitäten. Die Niederlande und Österreich haben bei- spielsweise wesentlich gerechtere Renten- systeme, mit höheren Renten und weniger Altersarmut. Hat die Politik zu sehr die Interessen der Menschen 60plus im Blick, die einen immer größeren Anteil der Bevölkerung stellen? alverde Oktober 2022 Jens Teutrine: Parteien wissen genau, welche Wählergruppe die Wahlen ent- scheidet. Wir reden immer viel über das Erstwählerergebnis und Parteien freuen sich, wenn sie hier gut abschneiden, aber für den Wahlsieg sind die Über-60-Jähri- gen viel wichtiger. Entsprechend gibt es Politiker, die versuchen, mit Wahlkampf- geschenken zu punkten Welche Maßnahmen halten Sie für geeig- net, damit die Jugend bei Wahlen mehr Gewicht bekommt? Claudia Langer: Ich bin dafür, dass ein Kind gleich nach der Geburt ins Wahlregis- ter eingetragen wird und sein Wahlrecht wahrnehmen kann, sobald es das will und in der Lage ist, das Interesse daran im Wahlregister zu bekunden. Zugegeben, das ist eine Utopie, ich sehe keine Mehrheit CLAUDIA LANGER Die Unternehmerin (Jahr- gang 1965) gründete unter anderem die Nachhaltig- keitsplattform utopia.de Mit der 2017 ins Leben gerufenen Generationen Stiftung bringt sie junge und alte Menschen zu- sammen, die gemeinsam für eine intakte Umwelt und funktionierende De- mokratie kämpfen. Mehr Infos unter: generationenstiftung.com
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